6/28/2008
verloren und wiedergefunden in new jersey...
MEHR FOTOS - SIEHE UNTEN :-)
... was soll ich sagen. Der Sommer ist hier eingezogen, die schwüle Luft hängt wie Dunst über der Stadt, und auch der Verstand ist träge und lässt sich zu nichts hinreissen... ich sitze gerade auf unserer Terasse, endlich wieder ein bisschen frischer Wind, auch wenn dieser meinem schwitzen nicht unbedingt Einhalt gebieten kann.
Da ich im dritten Stock unseres Hauses mein Zimmer bezogen habe, habe ich das Vergnügen, die Sonne und die schwüle Hitze so richtig abzubekommen. Die ersten meiner Freunde haben ihre coolen Klimaanlagen schon in ihre Fenster "eingebaut", während ich mich, da ich diese Highttech nicht besitze, abwechseln mit dem Ventilator aus dem Gästezimmer und meinem eigenen herumschlage, um herauszubekommen, wie ich am besten die Nacht überleben kann.
Die meisten Häuser, meist Apartments besitzen eingebaute Klimaanlagen. Die, die keine besitzen, kaufen sich eine zentnerschwere mikrowelle (so sieht die klimaanlage jedenfalls aus) für 160 Dollar und klemmen sie sich dann ins Fenster. Und dabei geht mir dann mal wieder ein Licht auf und mir wird endlich auch der Sinn der Fenster klar, über deren Bauart ich mich immer gewundert hatte... So nimmt man dieses hammerschwere Teil, in der Hoffnung, es nicht auf den Fuss fallen zu lassen und klemmt es zwischen Innen-und Aussenfenster, auch hier wieder in der Hoffnung, dass es richtig sitzen mag und nicht kopfüber aus dem Fenster auf die Strasse fällt.
Bisher halte ich mich noch wacker mit meinen Ventilatoren, seh mich aber in den nächsten Monaten schon bei Leuten mit Klimaanlage eingenistet. :-)
Was ist in den letzten Wochen eigentlich passiert?
Um den Memorial bin ich mit Freunden auf eine Camping Tour mit den Fahrrädern nach New Jersey gefahren. Es war ein tolles Gefühl mal wieder so richtig in die Pedale zu treten und auf Strassen zu fahren, bei denen man nicht die ganze Zeit die Augen auf dem Boden haben muss, um den Schlaglöchern auszuweichen.
So sind wir also mit 8 Leuten mit Fahrrädern gestartet, haben einmal Berlin passiert (ja, in der Nähe von Philadelphia gibt es eine Stadt die Berlin heisst) und sind dann nach 6 Stunden radeln, vorbei an wunderschönen Seen und atemberaubender, weiter Landschaft mit riesigen Farmen (ich glaube, ich war eh die einzige, die staunend den Kopf wie eine Rundumleuchte hin und her bewegte) und einigen Verfahraktionen bei Mick's Kanu shop angekommen. Uns Städtern musste dann erst einmal erklärt werden, wie wir zu unserem Campingplatz kommen würden, der zur einfachen Kategorie von Plumsklo und Pumpe gehörte.
Eigentlich hatten wir vor am nächsten Tag weiter ans Meer zu fahren, entschieden uns dennoch für Kanu fahren. Also ab zu Mick's und Boote ausgeliehen. Wir wollten natürlich das Wetter und die Zeit nutzen und entschieden uns für die lange Route, welche 4 Stunden dauern sollte. Es hiess, von einem See in den anderen und dazwischen durch Flüsse. Ha, dachten wir, nichts leichter als das.
Die ersten Hindernisse traten schon in dem See auf, in dem wir starteten, da wir den Zugang zu dem Fluss nicht fanden. Sie hatten zwar von einem Damm überqueren gesprochen, es kam uns dennoch komisch vor, dass wir hierzu unsere Boote aus dem Wasser haben mussten, um in den Fluss zu kommen. Aber gesagtes ist gesagtes und so schleppten wir nun die Boote über den Damm in den Fluss.
Dann endlich hiess es paddeln. Am Anfang hatte ich mich noch gewundert, warum die Boote aus Blech waren, was mir aber schnell einleuchtete, da sich das paddeln mehr wir rafting anfühlte, denn hindernisse wie umgefallende Bäume, Büsche und Grass machten die Fahrt mehr als beschwerlich und verlangten der Crew viel ab. Ich sass in einem Boot mir drei Leuten, was die Koordination des Bootes noch erschwert, besonders wenn alle drei eigentlich gar keine Ahnung haben, was sie eigentlich machen sollten. So dauerte es dann auch nicht lange, dass unserer Boot das erste Mal kenterte und wir unsere Paddel, Handtücher, Schwimmwesten und Schuhe zusammenhalten mussten.
Die Landschaft war atemberaubend und wechselte ihre Flora je tiefer wir in den Fluss vordrungen. Zu unserem Leidwesen wurden auch die Abzweigungen immer mehr und irgendwann wussten wir nicht mehr, ob wir nicht vielleicht doch einen falschen Weg eingeschlagen hatten. Wir hatten keine Uhr, kein Handy dabei und konnten nur ungefähr abschätzen, wie spät es denn eigentlich schon war, denn wir hatten das Gefühl eigentlich schon längst in dem anderen See sei zu müssen. Uns blieb aber nichts anderes übrig als weiterzupaddeln. Bis dahin hatten wir dann auch schon die anderen beide Boote verloren, mit denen wir anfangs noch unterwegs gewesen waren.
Irgendwann kam uns dann eines der anderen Boote entgegen und fragte, ob wir auch der Meinung wären, dass wir uns verfahren hätten. Naja, bis dato hatten wir uns so ernsthaft noch keine Gedanken gemacht. Jetzt wurde es als ernst... wir wussten nicht, wo wir waren, wir hatten alle kein handy und waren uns auf einmal nicht mehr sicher, ob wir überhaupt die Route über den Damm hätten nehmen dürfen.
Nach Gruppenbeschluss und der Tatsache, dass es auch langsam dunkel wurde, haben wir beschlossen, wieder stromaufwärts zu paddeln und irgendwie zu versuchen, wieder in den See zu kommen, von dem wir gestartet waren. Ha leichter gesagt als getan... denn erstens war die Strömung so immens, dass wir immer wieder ans Ufer gedrückt wurden, was dem Vordermann Blessuren in Gesicht und Armen einbrachte, da dieser immer wieder Bekanntschaft mit den Bäumen dadurch machen durfte. So kam es dann auch zu unser zweiten Kenteraktion, bei der wir dann Schuhe und Handtücher verloren, weil wir wenigstens die ausgeliehen Schwimmwesten und Paddel sichern mussten.
Und es wurde später und dunkler und wir waren uns irgendwann nicht mehr sicher ob wir es überhaupt noch in den See schaffen würden. So entschieden wir uns, nachdem wir eine Anlegestelle gesehen hatten, die aussah wie ein Toilettenhaus, dass wir nunmehr ins Land reinlaufen würden. Die Boote wurden also aus dem Wasser gezogen, liessen Schwimmwesten und Paddel im Boot und hofften, dass es die richtige Entscheidung wäre und wir irgendwo auf einen Strasse treffen würde. Nach meinem deutschen Verständnis war ich mir sicher, dass egal wo Elektizitätsmasten sind, dies in die Stadt führen würden. Hmm, aber nicht hier, sodass ich mich mir meinen Weisheiten zurückhalten musste. Wir hofften also alle, dass der Lärm, den wir in der Ferne hörten, von einer Strasse kommen würde, auf die wir hoffentlich nach kurzer Strecke treffen würden. Hinzu kam, dass wir uns auf Provatgelände befanden und nicht wussten, ob nicht noch irgendwo Hunde herumlaufen würden. Es war also alles sehr aufregend und so marschierten 3 Leute frierend (natürlich die, die ihr Boot zum kentern bekommen hatten :-)) und zwei ohne Schuhe durch die Landschaft. Glücklicherweise erreichten wir dann einen Zaun, über den wir rüberklettern konnten und der uns dann eine Strasse eröffnetet. Naja, im normalen Leben würden wir sagen, ja, eine Strasse ist eine Strasse... Das aber eine Strasse eine solche Bedeutung erlangen kann, hätte ich mir nicht einmal in meinen künsten Träumen ausgemalt :-). So hüpften und schrien wir ersteinmal eine Weile herum und sangen Lieder. Da wir aber immer noch nicht wussten, wo wir uns eigentlich befanden, wussten wir auch nicht so recht in welche Richtung wir laufen sollten. So entschieden wir uns für loslaufen egal wohin in der Hoffnung, irgendwann auch ein Auto zu Gesicht zu bekommen.
In dem ersten Auto, welches stoppte, sass eine Frau, die verängstigt 5 wild schreienden und halb Nackten sah. Da sie selbst keinen Empfang mit ihrem Handy hatte, wollte sie auch keinen von uns mitnehmen und versprach im nächsten Dorf Hilfe zu holen. Na super, da hält dann mal ein Auto, was locker alle 5 von uns fassen würde und dann fährt die auch noch weg. Wir hatten wenig Hoffnung, dass sie wirklich Hilfe holen würde. Doch wir hatten Glück und schon kamen Minuten später Pickup trucks, die wir anhielten und die uns mit in die nächste Stadt nahmen. So sassen wir dann bei 80 Sachen hinten auf dem Auto und hielten uns aneinander fest. Und über uns der Sternenhimmel... Und siehe da, sie konnten uns sogar vor dem Bootshaus absetzen. Dort angekommen, suchte man uns natürlich schon und wollte wissen, was zur Hölle wir auf dem Wasser getrieben hätten. Nach unser Aussage, dass wir uns verfahren hätten, ernteten wir nur Kopfschütteln mit der Bemerkung, dass egal, welche Route wir genommen hätten, alle irgendwann in den anderen See geführt hätten. Na toll, und das erzählt man uns dann am Ende?
Auf jeden Fall hatte ich mein Adventure und die Stadt eine Beschäftigung für die Nacht. Wir hatten einen bleibenden Eindruck hinterlassen, was durch eine Freundin von Shelly Wochen später bestätigt wurde, die nämlich genau an der gleiche Stelle Kanu fahren ging und Mick's fragen sollte, ob er sich noch an die 8 Leute aus Philadelphia erinnern konnte... For sure, und wie er konnte :-)
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