9/04/2008
eine ziege in virginia ...
nachdem ich nach dem projektbesuch mit matthias in innisfree, einem projekt mit behinderten, so begeistert war, wollte ich unbedingt noch einmal alleine hin und neben dem ausspannen dann auch noch etwas gutes tun und dort ein bisschen aushelfen, wo hilfe benötigt würde.
leider fiel dann mein verlängertes wochenende auf den labour day, was hiess, dass wir, wenn überhaupt, nur am montag mit aushelfen würden. so sind wir dann am samstag morgen losgefahren. gewundert hatte ich mich schon, dass nielle eine andere route fuhr, nämlich anstatt über baltimore (nähe washington) eine route in richtung pittsburgh wählte... keine ahnung, da setzte bei mir totale orientierungslosigkeit in anbetracht dessen, dass ich ab charlottesville anweisungen geben musste, wie wir am besten nach crozet - innisfree kommen würden... oh oh, ich orientiere mich in der regel ja mehr oder weniger nach sachen, an die ich mich erinnern kann, wie eine kurve, ein laden etc..., nur leider nicht irgendwelche ortschaften oder strassennamen. da schwahnte mir doch schon schlimmes... nur erst mal hiess es aber wieder eine neue strecke auf dem highway zu fahren, was uns eine schönere landschaft, keine stau und weniger maut :-) und am ende die berge bescherte. da wir noch den tag eh als anreisetag geplant hatten, wollten wir noch nicht so früh da sein und haben uns daher für eine weinverkostung in den bergen entschieden. lag ja eh auf dem weg ;-)... wir bezahlten $4,00 und bekamen ein glas nach dem anderen gereicht (für mich galt verabreicht)... ich musste zwischen den trockenen weisweinen und rotweinen dann eine pause einlegen, da ich die süsslichen rose's noch probieren wollte und schon merkte wie mir der wein deutlich zu kopf stieg... auf dem rückweg wollten wir uns dann eigentlich noch auf die suche nach dem crozet tunnel machen, den man durchqueren konnte, aber da nicht offiziell ausgeschrieben, natürlich schwer zu finden war. so stand ich dann also auf den bahngleisen, um die alten schienen zu beobachten, da bemerkte ich in weiter ferne etwas schwarzes, haariger, was auf uns zukam. ich fragte nielle, ob dies eine katze sei, die da auf den bahngleisen herumlief... sie selbst war sich des da auf uns zukommenden nicht so sicher und hatte eher vorstellungen von einem puma etc. im kopf :-). sobald das Etwas näher kam, bemerkten wir, dass dies keine katze sondern eine baby ziege war. unser erfreutes juchzten annimierte diese sich im galoppschritt uns zu nähern, währenddessen wir dann auch die kleinen hörner auf derem kopf sahen... sie mähte laut umher und leckte an den gleisen herum... weit und breit sahen wir niemanden, geschweige denn eine horde als irgendwelche leute, die uns weitergeholfen hätten, sodass wir ersteinmal beschlossen, der ziege wasser zu geben. sie folgte uns lustigerweise auch bereitwillig und kundete während ich wasser aus dem auto holte ersteinmal die strasse. wie bekommt man eine ziege von der strasse weg? ist ja kein hund, welcher durch pfeifen hört... naja, gut zureden hatte dann doch geholften... wir dachten dann der ziege das wasser dazulassen und uns wieder ins auto zu setzen und weiterzufahren, weil wir sie ja nicht mitnehmen konnten. so drehten wir uns um und wollten uns entfernten, um gleichfalls festzustellen, dass die ziege uns folgte... was nun... wir dachten, wenn wir sie ablenken, wird sie uns nicht folgen können... so nahmen wir also cracker, verstreuten diese in der landschaft und hofften, dass die ziege eine weile damit beschäftigt wäre.... haha, zu kurz gedacht. in dem moment, wo wir das auto erreichten, hatte die ziege schon alles wieder verputzt und war schon wieder dabei uns zu folgen... also was nun...? irgendwann war die ziege auf einmal mit dem gras beschäftigt und wir dachten, jetzt könnten wir die gunst der stunde nutzen und uns verdünnerisieren... wir sassen im auto, fuhren los, um noch mal einen letzten blick in den rückspiegel zu werfen und unseren augen nicht trauen zu wollen... da galoppierte doch tatsächlich die ziege dem auto hinterher und lief auch noch auf der anderen strassenseite... wir also wieder angehalten, weil wir es nicht verantworten wollten, dass die ziege von einem auto angefahren werde. nielle kam auf die idee, bei einem nahegelegenden haus anzuklopfen und zu fragen ob die leute eine ziege vermissten oder wenn nicht, einfach haben wollten :-) die ziege folgte also nielle bereitwillig auf schritt und tritt bis zu den stufen den hauses... da niemand zu hause war, beschloss nielle die ziege einfach in das nahegelegende gatter zu sperren... so hatten dann eventuell die betreffenden ihre ziege wieder oder wie durch ein wunder eine ziege vorgefunden... :-) wir hörten dann nur noch ein mähhhhhhh, als wir mit dem auto davonfuhren...
den tunnel haben wir natürlich bis zum schluss nicht gefunden, dafür waren wir aber den nächsten tag wandern... von einem heiratsantrag eines pärchen auf einem stein (look I found a rock... blabla), einer schlange bis hin zu killerbienen, die wir dabei beobachtet haben, wir sie andere bienen 'erstochen' und dann gefressen haben, hatte die wanderung alles zu bieten... hinzu ging es die ganze zeit bergab, was uns irgendwann die frage stellte, ob wir es denn dann eigentlich auch wieder bergauf schaffen würden. dies war dann nämlich eine ganz schöne tortur, hihi, wir haben dann glücklicherweise noch eine abkürzung gefunden...
die belohnung war dann für nielle eine bierverkostung und für mich ein glas weisswein. virginia ist eines der reichsten bundesstaaten und dementsprechen fährt man auch durch eine wunderschöne, saubere landschaft, bauernhauser mit riesigen grundstücken und pferden... was sich wie in deutschland auf dem lande zeigt, ist, dass man nur vereinzelt menschen sieht, die einen immer freundlich grüssen, weil wir vielleicht die ersten sind, die sie an dem tage gesehen haben... so habe ich frische schokomilch, natürlich in einer glasflasche, probiert... der hammer... man konnte die frische richtig schmecken...
für den montag haben wir uns dann auf arbeit in innisfree eingerichtet. innisfree is ein kleines dorf, in dem, nach art des betreuten wohnens, freiwillige mit behinderten zusammenleben. Alle gehen von monntag bis freitag arbeiten und bekommen eine aufgabe. je nach behinderung, dürfen sie in der holzwerkstatt frühstücksbretter herstellen, in der weiberei teppiche oder kissen, in der bäckerei granola und brot, im kräutergarten honig und seife oder einfach nur den kompost von a nach b tragen oder schlafen, aufwachen ein bisschen das knäul wickeln und dann wieder einschlafen. :-). die hergestellten sachen dienen zum einem dem selbstbedarf oder werden in charlottesville in einem laden verkauft. die behinderungen reichen von down-syndrom bis hin zu aufmerksamkeitsdefizit gekoppelt mit enormer fresssucht. jeder co-worker (so werden sie genannt) muss über 18 sein. die eltern oder geschwister bezahlen viel geld für die aufnahme in die gemeinschaft. so finden sich dann kinder von aol-erfindern in der commune wieder...
wenn man nach innisfree kommt, hat man das gefühl eine ganz andere welt zu betreten... alles läuft in anderen bahnen... was faszinierend ist, dass die behinderten, alles sehr genau aufnehmen, sei es, dass jemand neues in das dorf kommt, wie wir, die dann von jedem gefragt werden, wer wir sind und was wir hier machen, oder miteinander kommunizieren (manche scherze hab nicht mal ich verstanden), aufeinander acht geben, 'beziehungen' pflegen und einfach jeder individuell eigenschaften besitz, die die person besonders macht. ich könnte zu jedem, den ich getroffen habe, eine lustige geschichte erzählen, weil sie einfach auch lustig sind, wie sie miteinander umgehen oder mit dir umgehen... einfach unbeschwerter...
ich habe am montag im garten gearbeite und hatte mir natürlich die beste arbeit ausgesucht, weil ich neben dem tomaten pflücken, die tomaten essen durfte, die schon gesprungen waren... wegen hitze und regen war dies nicht wenige, was mir dann wiederum bauchschmerzen verursachte, weil ich gar nicht so viele auf einmal essen konnte...
es waren schöne entspannte tage und ich kann mit überzeugung sagen, dass die/der freiwilige, der nach innisfree kommt, viel an erfahrung dazulernt und bereichert wird von der tiefe der menschen, die dort zusammenleben... am ende blieb uns zum abschied leider nur die seife und bilder... siehe unten :-)
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